SchreibenmitZimt  Contest von NadinE Koch und Cinnamon Society

Kurztexte von Ursel Schmid

Schwein gehabt (Thema: Wald)

Nach dem sonnigen Tag verhängen lilagraue Wolken die Berge. Die Wanderschuhe rufen. Ich werde den Aufstieg bezwingen, von dem aus man bei klarem Wetter das Meer sieht. Die feuchtkalte Ausstrahlung bei tropischer Schwüle lässt meinen Kreislauf maulen. Ich erstarre. Kurz vor mir hüpft etwas in die üppige Macchia. Eine Erinnerung blitzt auf. ‚Achtung Wildschweine‘. Doch nur in der Dämmerung, oder? Hoffentlich wissen die Schweine das! Die trübe Luft wirkt wie die blaue Stunde. Drei weitere kleine Silhouetten folgend der ersten. Meine puddingweichen Knie tragen mich mühselig zur riesigen Kiefer mit Prachtblick. Die Schönheit der Natur entschädigt mich für den Schreckmoment. 

                                                                                            (Drabble, Text in 100 Worten)

© Ursel Schmid

FeuerTEUFEL

Er schwitzt in der kleinen Zelle. Fast so heiß wie am Rande der Feuer, die er gelegt hat. Die orange-rot zündelnden Flammen, das Knistern des trockenen Waldbodens. Einige Hektar fielen dem Inferno in Saint-Jean zum Opfer. Er sah zu, dass er mit dem Auto die Gefahrenstelle schleunigst verließ und am Platz war, wenn die Freiwillige Feuerwehr gerufen wurde. Dass die Ermittler durch Beobachtungen seines Wagens auf ihn kommen, damit hatte er nicht gerechnet. Zu sicher fühlte er sich in seiner Rolle des Bürgermeisters. Wie er es liebte, vor den Leuten Reden zu halten, sich mit der Rettung des Waldes zu schmücken. „Wie ein Gockel mit  geschwellter Brust“ empörte sich sein Schwiegervater, als er abgeführt wurde. Er spuckte ihm ins Gesicht und sprach damit dem ganzen Dorf aus der Seele. Corinne besucht ihn nicht einmal in seinem neuen „Tiny House“. Er grinst zynisch und grübelt, wie er seinen Wächtern Feuer unterm Hintern machen kann.

© Ursel Schmid

Angst

Das Leben ist Klang von Schalmaien,

und köstlicher Butterkeks…

Du dummes Ding, unter Haien

Sind wir hier mitten des Wegs!

Aber Liebes, sieh golden die Sonne,

der Wind fächelt sanft uns zu.

Nein, ich seh eine stählerne Tonne,

dräuend nähert sie sich uns, siehst du?

Nein, mein Auge erblickt viele Engel und Licht,

hörst du nicht ihre zarten Rufe?

Ich spüre nur Furcht, dein Zutrauen nicht,

seh nur des Teufels bedrohliche Hufe.

Oh Vater, ziehst du uns hinauf zu dir,

oder greift uns Neptun und sein Tross?

Hilf der Schwester, sie zweifelt, und hilf auch mir,

unsere Furcht ist so schwer und so groß.

Ach Kind, ich schickte schon Engel und Licht,

und bat auch Undine um Rat.

Doch zagt ihr, und glaubt uns allen nicht,

so verglüht jegliche gute Tat.

Lieb Schwester, so schau doch am Himmels Ende,

dort lockt uns das Licht, so blau,

gib dem zagenden Geist die Chance zur Wende,

es wird gut werden, Schwesterchen, schau.

© Ursel Schmid